Die IGBCE setzt sich dafür ein, das unterirdische Lagern von Kohlendioxid (CCS) in Deutschland zu erlauben. International wird die Methode schon angewandt. Im Meeresboden unter der Nordsee gibt es dafür großes Potential.
In einer Tiefe von 1.800 Metern unter der Nordsee könnte die Lösung für einen der größten Klima-Killer liegen. Kohlendioxid (CO2) ist wesentlich für den Treibhauseffekt verantwortlich, der die Erde aufheizt. Eine Möglichkeit, CO2 unschädlich zu machen, ist das „Abscheiden“ aus den Rauchgasen, dann Pressen und Lagern in unterirdischen Speichern. Norwegen praktiziert „Carbon Capture and Storage“ (CCS), wie diese Methode genannt wird, bereits seit 1996. Im Jahr 2023 ist die dänische Lagerstätte „Greensand“ gestartet. Auch Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande wollen in den kommenden Jahren CCS-Anlagen in der Nordsee in Betrieb nehmen.
In Deutschland ist die Technologie weitgehend verboten. Nur zu Forschungszwecken darf CO2 eingelagert werden. Ebenfalls verboten ist der Transport in andere Länder. Doch hat im vergangenen Jahrzehnt ein Umdenken stattgefunden. Industrie und Klimaschützerinnen und -schützer sind sich inzwischen einig, dass CCS zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beiträgt. Viele glauben sogar, dass an CCS kein Weg vorbeiführen wird, um das im Klimaschutzgesetz festgeschriebene Ziel zu erreichen, bis 2045 keine Treibhausgase mehr in die Erdatmosphäre zu schicken. Bedenken gibt es allerdings unter Naturschutz-Aspekten. Darauf antworten Befürworter*innen der Technologie, dass sich die Gefährlichkeit von CO2 unter der Erde in Grenzen hält, da es nicht brennbar ist. Auch im unwahrscheinlichen Fall, dass Kohlendioxid ins Meer gelangen sollte, bleibe das Risiko überschaubar, da eine relativ kleine Menge CO2 einer riesigen Wassermenge gegenübersteht.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht in seiner Industriestrategie vom Oktober 2023 vor, die Speicherung von Kohlendioxid am Meeresgrund und auch in Böden zu erlauben. Fachleute sehen Möglichkeiten zur unterirdischen Speicherung „on shore“ vor allem in der nördlichen Hälfte Deutschlands und an der südöstlichen Spitze. Besonders eignen sich dafür erschöpfte Erdgasfelder und ehemalige Erdöl-Lagerstätten. Das mit Abstand größte Potential birgt das „Norddeutsche Becken“ inklusive der Nordsee. Bis zum Ende des Jahres will das Bundeswirtschaftsministerium eine „Carbon-Management-Strategie“ erarbeiten. Die Wirtschaft drängt zur Eile, um Planungssicherheit für ihre Investitionen und Transformationsstrategien zu haben. Doch es ist auch mit Widerstand von der grünen Basis zu rechnen.
Die IGBCE setzt sich dafür ein, CCS-Verfahren in Deutschland möglich zu machen. Darüber hinaus, meinen IGBCE-Fachleute, sollte das Kohlendioxid künftig im Sinne einer Kreislaufwirtschaft aufgespalten und weiterverwertet werden. Man spricht hier von „Carbon Capture and Usage“ (CCU). Der Kohlenstoff wird zum Beispiel in der Grundstoffchemie benötigt, in der Kunststoff-Erzeugung oder zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe. Diese Zukunftsperspektive spricht dafür, Lagerstätten in Deutschland zu wählen, damit das CO2 nicht aufwändig hin- und hertransportiert werden muss.
Außerdem plädiert die IGBCE dafür, CCS nicht auf Emissionen zu beschränken, die nicht zu vermeiden sind, wie zum Beispiel bei der Zementherstellung oder Müllverbrennung. Auch dort, wo es zwar möglich wäre, aber mit sehr hohen Kosten verbunden, sollen CCS und CCU erlaubt werden. So werden Arbeitsplätze in Deutschland gehalten und neue Jobs rund um die neuen Technologien können entstehen. Nötig ist dafür, eine Infrastruktur für den Transport von CO2 zu schaffen. Allerdings muss die Vermeidung von Emissionen immer Vorrang haben gegenüber der Speicherung. Die Verfahren dürfen nicht dazu missbraucht werden, die fossile Energieerzeugung künstlich zu verlängern. Die IGBCE bekennt sich klar zu erneuerbaren Energien.