BioNTech

Noch Luft nach oben

BioNTech hat sich in der Corona-Krise zum deutschen Vorzeigekonzern gemausert. So sehr er in der Forschung führend sein mag, so hinkt er doch als Arbeitgeber den Branchenstandards oft noch hinterher.

BioNTech
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  • Gründung: 2008
  • Rechtsform: SE, nicht mitbestimmt
  • Börsengang: 2019 (Nasdaq)
  • Börsenwert: 30 Mrd. Euro (März 2023)
  • Cash-Reserven: 21 Mrd. Euro (Anfang 2023)
  • Impfstoffumsatz: 17 Mrd. Euro (2022)
  • Beschäftigte: 4.500 (Ende 2022)
  • Standorte: Mainz (Konzernsitz), Marburg, Berlin, Halle, München, Idar-Oberstein

Bis vor drei Jahren nur Pharma- oder Börsenprofis bekannt, hat sich BioNTech durch die Corona-Krise zum weltweit bekannten Star der deutschen Gründerszene entwickelt. Die Biopharmaceutical New Technologies, wie BioNTech ausgeschrieben heißt, hatte im Ringen um den besten Covid-Impfstoff nicht nur beim Tempo, sondern auch bei der Qualität an der Spitze gelegen. Der gemeinsam mit Pfizer vertriebene Impfstoff kommt heute auf gut 60 Prozent weltweiten Marktanteil. BioNTechs Milliardengewinne haben nicht zuletzt den Haushalt der Stadt Mainz saniert und das Bundesland Rheinland-Pfalz zum Nettozahler im Bundesfinanzausgleich gemacht. In den vergangenen beiden Jahren hat sich die Beschäftigtenzahl des von Uğur Şahin, Özlem Türeci und Christoph Huber gegründeten Unternehmens mehr als verdoppelt. Auf Basis der erstmals beim Covid-Impfstoff in Serienproduktion eingesetzten mRNA- und weiterer Technologien will BioNTech Immuntherapien für verschiedene Krebsarten und Infektionskrankheiten wie Grippe, Malaria oder Gürtelrose entwickeln.

So schneidet BioNTech ab:

Unser Fazit

BioNTechs Forschungserfolge im Kampf gegen Corona können nicht hoch genug geschätzt werden, und auch die Ziele im Kampf gegen andere Infektionskrankheiten und Krebs sind aller Ehren wert. Doch so führend das Unternehmen in zentralen Immuntechnologien sein mag, so sehr hinkt es bei den Arbeitgeberqualitäten hinterher. BioNTech ist längst zu einem Großkonzern avanciert mit mehr als 20 Milliarden Euro auf der hohen Kante. Aber in der Personalpolitik leistet man sich bis heute ein Durcheinander bei Entgeltstrukturen und Arbeitszeitregelungen wie bei einem Start-up. Gleichzeitig wird die Arbeitsverdichtung schlecht gemanagt, fühlen sich Beschäftigte nicht mitgenommen. Tarifverträge, die das alles sauber regeln könnten, werden, wo immer es geht, ignoriert, genau wie die Mitbestimmung der Belegschaft im Aufsichtsrat. Kurz: In der Forschung Weltklasse, als Arbeitgeber bestenfalls zweite Liga.

Das sagt BioNTech

Der Konzern hat die Anfragen von Profil bis Redaktionsschluss unbeantwortet gelassen und keine Stellung bezogen.