Delegationsreise

IGBCE stärkt japanisch-deutsche Kooperation

Mitte April war Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IGBCE, zu einer Delegationsreise bei IndustriAll JAF in Japan. Dort traf er sich unter anderem mit Gewerkschaftsvorsitzenden der japanischen Partnerorganisationen zum Erfahrungsaustausch über die Herausforderungen der industriellen Transformation. Auch über die Folgen des Reaktorunfalls in Fukushima informierte er sich.

Michael Vassiliadis hält einen Vortrag vor japanischen Gewerkschaftsfunktionär*innen.

Michael Vassiliadis hält einen Vortrag vor japanischen Gewerkschaftsfunktionär*innen.

Foto: © Hannes Hauke Kühn

Die IGBCE verbindet eine langjährige Partnerschaft mit der japanischen Gewerkschaft für die Beschäftigten in der Chemie-, Energie- und weitere Industrien mit ihren mehr als 450.000 Mitgliedern. „Deutschland steht mit Japan als einem der größten Industrieländer weltweit vor ähnlichen Herausforderungen in der industriellen Transformation und denen stellen sich unsere beiden Gewerkschaften“, betonte Vassiliadis.

Die japanisch-deutsche Zusammenarbeit in der G7 spielt auch sicherheitspolitisch eine große Rolle, weil Japan noch immer noch ein wichtiges Tor zu China ist. Dies wurde im Austausch mit dem deutschen Botschafter in Japan, Dr. Clemens von Goetze, und dem Sozialattaché Timotheus Felder-Roussety ebenso deutlich wie beim Treffen mit dem Büro der Friedrich Ebert Stiftung in Japan.

Vertreterinnen und Vertreter des japanischen Arbeitsministeriums erläuterten der Delegation, wie erfolgreich die japanischen Gewerkschaften mit den höchsten Lohnerhöhungen seit Jahrzehnten in den aktuellen Tarifrunden waren. Nach Jahren mit geringem Wachstum war auch die japanische Wirtschaft zuletzt von hohen Inflationsraten betroffen, die Gewerkschaften konnten Reallohneinbußen zuletzt aber im Wesentlichen verhindern.

Mit dem japanischen Verband der chemischen Industrie wurden verschiedene Herausforderungen im Zusammenhang mit der grünen Transformation ausgetauscht. Diese ähneln sich in Europa und Japan, auch wenn insbesondere die japanischen Konzepte zur Finanzierung der Transformation teilweise deutlich überzeugender sind: So werden beispielsweise die Einnahmen aus dem Emissionshandel unmittelbar für Transformationsvorhaben in der Industrie verwendet.

Im mehrtägigen, intensiven Austausch mit Gewerkschaftsvorsitzenden aus fast allen energieintensiven Branchen Japans stellte sich heraus, wie die Situation vor Ort für die vom Strukturwandel betroffenen Mitglieder ist. Aber auch, welche Abhängigkeiten die japanische Industrie von Rohstoffen und Zulieferketten in Asien hat. Bei seinem Vortrag über die grüne Transformation in der deutschen und europäischen Industrie diskutierte Michael Vassiliadis diese Herausforderungen mit 70 Funktionärinnen und Funktionären von Industriegewerkschaften aus ganz Japan.

„Was hier in Japan klar wurde: Wir Europäerinnen und Europäer müssen die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften in den weltweit führenden Industrieländern wie Japan, Brasilien und den USA in Zukunft weiter verstärken - denn globale Lieferketten müssen von der globalen Arbeitnehmerbewegung begleitet werden“, fasste Michael Vassiliadis zusammen.

Zum Abschluss verschaffte die Delegation sich in Fukushima bei Kraftwerksbetreiber TEPCO einen Eindruck über die Folgen des Reaktorunfalls am 11. März 2011. Nach einem verheerenden Erdbeben mit anschließendem Tsunami konnten die Reaktoren des direkt am Meer gelegenen Atomkraftwerkes nicht ausreichend gekühlt werden, wodurch es zur Kernschmelze, verbunden mit einer massiven radioaktiven Belastung in der Region, kam. Vassiliadis hatte die Anlage bereits im Jahr 2014 besichtigt, um sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Während die japanische Energieerzeugung heute wieder zu circa 30 Prozent aus Atomenergie besteht, werden die Aufräumarbeiten nach dem Unfall noch einige Jahrzehnte andauern.