Wintershall Dea

Engagement von Unternehmen und Staat gefordert

Für die Beschäftigten war die Nachricht vor Weihnachten schwere Kost: Der Chemiekonzern BASF will seine Tochterfirma Wintershall Dea an den britischen Ölkonzern Harbour Energy verkaufen. Um die Kompetenzen zumindest in Teilen in Deutschland zu erhalten, fordert die IGBCE staatliches Engagement.

Ölfeld Mittelplate Wintershall Dea

Am südlichen Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, sieben Kilometer vor der Küste, liegt die Bohr- und Förderinsel Mittelplate. Seit mehreren Jahrzehnten produziert Wintershall Dea aus dem mit Abstand bedeutendsten Erdölfeld in Deutschland.

Foto: © Wintershall Dea

Die Konsequenz des Verkaufs an Harbour Energy: Die Förderstandorte sollen übernommen werden, den beiden Zentralen der Wintershall Dea AG mit 850 Beschäftigten in Kassel und Hamburg droht die Schließung. „Für uns ist klar, dass für die beiden Hauptverwaltungen ein umfassender Interessensausgleich und Sozialplan geschaffen werden muss“, betonte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis kürzlich auf dem Neujahrsempfang des Bezirks Kassel. Neben dem Unternehmen Wintershall Dea selbst müsse auch die BASF nach mehr als 50 Jahren Partnerschaft dafür Verantwortung tragen.

„Zwar war schon länger klar, dass BASF sich von seinem Gas- und Ölgeschäft trennen möchte, der Verkauf kam aber völlig überraschend“, sagt Wintershall-Unternehmensbetreuer Michael Winkler und kritisiert den rigiden Beschäftigungsabbau: „Für die IGBCE ist klar, dass die BASF und der Miteigner Letter One in der sozialen Verantwortung für die von der Schließung betroffenen Menschen stehen.“

Vassiliadis hob einen weiteren Punkt hervor: „Wintershall Dea bündelt viele Kompetenzen für wichtige energiepolitische Fragen. Aus unserer Sicht rechtfertigen die es, den Erhalt oder Teilerhalt des Unternehmens in Deutschland auch mit staatlichem Engagement sicherzustellen.“

Wintershall Dea ist Deutschlands einziger Gas- und Ölförderer und verfügt über Wissen über Verfahren zur Abscheidung und Speicherung von CO₂ (CCS-Technologie). Der Verkauf würde bedeuten, dass diese Schlüsseltechnologien abwandern und der technische Zugriff auf Gasfelder verloren geht.

Der Verkauf vergrößere die Abhängigkeit von anderen Ländern in der Gasversorgung, mahnt Winkler. „Wir sollten uns in Deutschland nicht überstürzt von einer Branche und deren Technologien verabschieden und damit Fehler der Energiepolitik fortsetzen.“

Zweifel kommen auch von der Bundesregierung: Sie wird den Wintershall-Verkauf intensiv prüfen und könnte ihn aufgrund außenwirtschaftlicher oder kartellrechtlicher Kriterien verbieten.