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"Zurück zum Status Quo"

Die Bundestarifkommission beschließt die Forderung für die Chemie-Tarifrunde 2024. Neben einer Erhöhung der Entgelte um sieben Prozent werden auch tarifliche Regelungen zur Wertschätzung und Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern gegenüber Nichtmitgliedern der Chemiegewerkschaft gefordert.

Die Bundestarifkommission stimmt für den Forderungsbeschluss

Die Bundestarifkommission stimmt für den Forderungsbeschluss für die Tarifrunde Chemie 2024

Foto: © Daniel Krist

Eine Erhöhung der Entgelte um sieben Prozent, tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags: Diese Punkte umfasst die Forderung für die 585.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie, die die Bundestarifkommission der IGBCE für die Branche heute in Erfurt einstimmig beschlossen hat.

Sie zieht damit den Schlussstrich unter die zehnwöchige Forderungsdebatte, an der sich bei unzähligen Mitglieder- und Vertrauensleuteversammlungen, Bezirkskonferenzen und in regionalen Tarifkommissionen bundesweit Tausende IGBCE-Mitglieder beteiligt hatten. Die Grundlage dafür war die Empfehlung des IGBCE-Hauptvorstands, der Ende Januar unter anderem einen Forderungskorridor von 6 bis 7 Prozent in die Diskussion eingebracht hatte.

„Die Diskussionen in den vergangenen Wochen haben eindrucksvoll belegt, wie sehr den Menschen die Reallohnverluste der vergangenen Jahre auf den Nägeln brennen“, sagt IGBCE-Tarifvorstand und Chemie-Verhandlungsführer Oliver Heinrich. Schnell habe sich abgezeichnet, dass die Entgeltforderung am Ende am oberen Rand des Korridors liegen werde. „Wir müssen bei den Reallöhnen zurück zum Status Quo – nicht mehr und nicht weniger“, so Heinrich. Seit 2020 sei die Inflation stärker gestiegen als die Entgelte in der Chemie. „Um diese Lücke zu schließen, braucht es jetzt ein Plus von 7 Prozent.“

Der Tarifvorstand bekräftigte, dass die Forderung die differenzierte Lage in den Unternehmen bereits berücksichtige. „In einer Industrie, deren Personalkosten lediglich ein Siebtel des Umsatzes ausmachen, wird das keinen Betrieb überlasten.“ Heinrich warnte die Arbeitgeberseite davor, die Lage der Branche systematisch schlechtzureden und dadurch eine Verschärfung des Konflikts zu provozieren. „Wir erleben keine branchenweite Krise von Chemie und Pharma – wir erleben eine gesellschaftliche Krise aus Reallohnverlusten und fehlender Binnennachfrage“, so der IGBCE-Verhandlungsführer. „Wir müssen den Beschäftigten Kaufkraft und Optimismus zurückbringen und den Attraktivitätsverlust der Branche als Arbeitgeberin stoppen. Das geht nur mit mehr Geld und Wertschätzung – und nicht mit Schwarzmalerei.“

Neben mehr Entgelt für die Beschäftigten will die IGBCE auch eine Modernisierung der Tarifverträge durchsetzen. So soll die Tarifbindung über einen besseren Organisationsgrad gesteigert werden. Das lässt sich auf Seiten der Beschäftigten mit Vorteilen für Gewerkschaftsmitglieder erreichen. Die IGBCE fordert deshalb tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung ihrer Mitglieder. „Seit Jahren reden wir über spürbare Differenzierungsregelungen für unsere Leute, seit Jahren halten uns die Chemie-Arbeitgeber hin“, kritisiert Heinrich. Deswegen habe die Bundestarifkommission das Thema Mitgliedervorteile nun ins Forderungspaket aufgenommen.

Die IGBCE habe derlei Absprachen bereits in Hunderten Flächen- und Haustarifverträgen mit Zehntausenden Beschäftigten getroffen. „Weder hat anschließend eine massenhafte Tarifflucht auf Arbeitgeberseite eigesetzt, noch wurde ein Keil in die Belegschaften getrieben“, so Heinrich. Solche Schreckensszenarien der Chemie-Arbeitgeber seien „schlicht hanebüchen“. Messbare Vorteile können beispielsweise mehr Freizeit, mehr Geld oder eine bessere soziale oder gesundheitliche Absicherung für Gewerkschaftsmitglieder sein.  

Die Forderung umfasst zudem eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV). „Wir haben einen Acht-Punkte-Plan für mehr Fairness, bessere Aufstiegschancen und weniger Bürokratie entwickelt, den wir in die Gespräche einbringen werden“, kündigt der IGBCE-Verhandlungsführer an. Der BETV stamme aus dem Jahr 1987, kenne noch nicht mal Bachelor und Master, habe viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen und umfasse beispielsweise inzwischen viele Akademikerinnen und Akademiker nicht mehr.

Der Forderungsbeschluss der Bundestarifkommission bildet die Grundlage für die Tarifverhandlungen beider Seiten, die in der kommenden Woche auf regionaler Ebene beginnen. Den Anfang unter den bundesweit neun Tarifbezirken macht Rheinland-Pfalz am 15. April. Der aktuell noch geltende Tarifvertrag – und mit ihm die Friedenspflicht – läuft am 30. Juni aus.  

    

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