Am Verhandlungstisch war keine Einigung auf einen Tarifabschluss möglich. Deshalb haben rund 700 Beschäftigte des Labordienstleisters Synlab an verschiedenen Standorten für jeweils einen Tag ihre Arbeit niedergelegt und sind für ihre Forderungen auf die Straße gegangen.
An bundesweit sechs Standorten waren die Beschäftigten der medizinischen Versorgungszentren heute (25. Januar), gestern und vorgestern im Warnstreik, um den Druck auf den Diagnostik-Spezialisten in den Tarifverhandlungen zu erhöhen. Dazu hatte die Laborgewerkschaft IGBCE aufgerufen, nachdem am vergangenen Mittwoch die vierte Verhandlungsrunde gescheitert war. An den meisten Standorten begann der Ausstand morgens um 6 und endete um 22 Uhr. Für die Dauer des Streiks wurden Notdienstvereinbarungen festgelegt.
Mit Fahnen und Trillerpfeifen zogen am Mittwoch (24. Januar) etwa 120 Synlab-Beschäftigte in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart durch den Ort und machten ihrem Frust über das Verhalten der Arbeitgeber Luft. Banner mit Aufschriften wie „Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten, wie ich bezahlt werde“ und „Europäischer Marktführer? Aber nicht beim Lohn!“ spiegelten ihre Stimmung wider.
Auch in Weiden in der Oberpfalz legten am Dienstag (23. Januar) knapp 200 Beschäftigte ihre Arbeit nieder, um höhere Vergütungen durchzusetzen. Sie zogen mit einem Demonstrationszug durch die Weidener Innenstadt und versammelten sich am Nachmittag zu einer Kundgebung.
IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters betont: „Die 700 Kolleginnen und Kollegen haben mit ihrem Einsatz gezeigt, dass sie hinter den Forderungen stehen und auch bereit sind, sie durchzusetzen. Das war ein lautes und ein wichtiges Zeichen des Zusammenhalts.“ Und eines, das hoffentlich Bewegung in den festgefahrenen Tarifkonflikt bringe.
„Wir haben den Arbeitgebern eine Frist gesetzt: Bis zum 30. Januar erwarten wir ein neues Angebot, das unsere Forderungen nach einer fairen, marktgerechten Vergütung aufgreift“, erklärt Welters. „Sollten sich die Arbeitgeber sich bis dahin nicht rühren, werden wir weitere Arbeitskampfmaßnahmen durchführen. Wir werden so lange weiter für unsere Forderungen auf die Straße gehen, bis bei den Arbeitgebern ein Umdenken stattfindet.“
Die IGBCE-Tarifkommission fordert in dieser Tarifrunde die Erhöhung der Vergütungen um elf Prozent, mindestens um 380 Euro, die Erhöhung des Urlaubsgeldes auf 35 Euro pro Tag und die Zahlung einer Jahressonderzahlung in Höhe von 100 Prozent eines Monatsentgelts für alle Beschäftigten.
Heute und in den beiden vergangenen Tagen wurden die Synlab-Standorte in Augsburg und Weiden (Dienstag), Leinfelden und Bonn (Mittwoch) und Eppelheim und Jena (Donnerstag) bestreikt. Weitere Standorte hat der europaweit größte Labordienstleister in Kassel, Leverkusen, Mannheim, Neuwied, Nürnberg, Regensburg, Traunstein und Trier.
Die rund 3500 Beschäftigten in den medizinischen Versorgungszentren sind in der Labordiagnostik tätig und werten zum Beispiel Proben aus Krankenhäusern oder Coronatests aus.