Weleda

Samtweich trifft knallhart

Welcher Betrieb kann von sich behaupten, Teil einer eigenen Weltanschauung zu sein? Weleda hat seine Wurzeln in der Anthroposophie, und harte Bandagen sind deren Sache nicht. Doch der Wettbewerb kämpft genau damit.

Produktion von Naturkosmetik bei Weleda
Foto: © picture alliance/Xinhua News Agency
  • Gründung:1921 (von Rudolf Steiner und Ita Wegmann)
  • Sitz: Arlesheim bei Basel, Schweiz
  • Rechtsform: AG nach schweizerischem Recht, nicht mitbestimmt
  • Eigentümer: Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft und Klinik Arlesheim (77 Prozent der Stimmrechte), Rest Streubesitz
  • Umsatz: 2022413,8 Millionen Euro
  • Verlust: 20226,1 Millionen Euro
  • Eigenkapitalquote: 46 Prozent
  • Beschäftigte: 2.500, davon 900 in Schwäbisch Gmünd

Weleda ist ein Unikum der Unternehmenswelt. Nicht unbedingt wegen seiner Produkte – Naturkosmetik und anthroposophische Arzneimittel stellen (inzwischen) auch andere her. Aber wegen seiner Geschichte, Kultur und Eigentümerstruktur. Mitgründer Rudolf Steiner ist der Vater der Anthroposophie – und Weleda Teil derselben spirituell-esoterischen Weltanschauung wie Waldorfschule, Demeter-Landwirtschaft und Eurythmie. Offizieller Unternehmenszweck: „Entfalten von Gesundheit und Schönheit im Einklang mit Mensch und Natur.“ Aktien und Stimmrechte dürfen bis heute nur an Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft abgegeben werden. Gewinne sind nur Mittel zum Zweck. Aber Verluste auf Dauer sind eben auch ein Problem: Vor wenigen Monaten hat Weleda deshalb mit Tina Müller eine schillernde Managerin an Bord geholt, die sich schon bei Henkel, Opel und Douglas einen Namen gemacht hat und die Weleda wieder in die schwarzen Zahlen führen soll. Das Unternehmen verkauft inzwischen in mehr als 50 Länder, Kernmärkte bleiben aber Deutschland, die Schweiz und Österreich. Der Standort in Schwäbisch Gmünd ist das operative Herz des Unternehmens. Nahezu alle Produkte entstehen im Osten Baden-Württembergs.

So schneidet Weleda ab

Das sagt Weleda

Das Unternehmen be­tont seine hohen Nach­hal­tig­keits­stan­dards, „die auch den As­pekt der Ar­beits­platz­qua­li­tät einschließen“. Bei der Personalentwicklung le­ge man einen Fokus auf Persönlichkeits- und integrale Organisations­entwicklung. Besser wer­den könne man noch bei der Digitalisierung, und gerade breche man durch Re­or­ga­ni­sa­tion altes Silo­den­ken auf.

Unser Fazit

Ein Unternehmen, so samt­weich wie die Haut, die gerade mit einem seiner Produkte eingecremt wor­den ist: Das ist das Bild, das Weleda als Arbeitgeber gefallen würde. Und tat­sächlich sorgen die große Tradition, ein klarer Wertekanon und eine starke Arbeitnehmervertretung dafür, dass der Natur­kosmetik­hersteller sei­nen Beschäftigten eng verbunden ist. Wer sich der Anthroposophie nahe fühlt, ist dort ohnehin gut aufgehoben. Doch Weleda ist im Umbruch, muss sich mit hausgemachten Problemen, politischen Veränderungen und ver­schärftem Wettbewerb auseinandersetzen. Diese Kombination ist alles andere als zum Wohlfühlen.

Quellenhinweis: Dieser Arbeitgebercheck basiert auf Recherchen bei Beschäftigten, Betriebsräten, Vertrauensleuten sowie Betriebsbetreuerinnen und -betreuern der IGBCE. Die zusammen­getragenen Informationen sind aus Gründen des Quellenschutzes bewusst anonymisiert. Jede Angabe kann jedoch konkret bestimmten Quellen zugeordnet werden. Zudem wurden öffentlich zugängliche Quellen einschließlich der Angaben des Unternehmens selbst genutzt.