7. Ordentlicher Gewerkschaftskongress der IG BCE

IG-BCE-Kongress gestartet: Transformation als Chance begreifen

„Mit.Mut.Machen.“: Unter diesem Motto hat am Sonntag in Hannover der 7. Ordentliche Gewerkschaftskongress der IG BCE begonnen. Im Mittelpunkt der fünftägigen Beratungen stehen die großen Herausforderungen der klimagerechten Transformation, Digitalisierung, Demografie und Globalisierung, die alle zugleich auf die Beschäftigten in den Branchen der zweitgrößten deutschen Industriegewerkschaft einwirken.

Kongress-Eröffnung

7. Ordentlichen Gewerkschaftskongress der IG BCE eröffnet.

Foto: © Kai-Uwe Knoth

In mehr als 400 Anträgen werden die gut 400 Delegierten dazu bis einschließlich Donnerstag über Zukunftskonzepte beraten und die inhaltliche und personelle Aufstellung der IG BCE für die kommenden vier Jahre bestimmen.

„Wir stehen vor einer Dekade der industriellen Erneuerung. Wer wüsste das besser als die mehr als 1,1 Millionen Beschäftigten in den Branchen der IG BCE“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis. Die meisten von ihnen arbeiteten in Industrien mit einem hohen Energie- und Rohstoffbedarf. „Wollen wir ihre Werke klimagerecht weiterentwickeln und Industriearbeit für die Zukunft stärken, dann werden wir das mit Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen allein nicht stemmen können. Es braucht ein Standortkonzept für ganz Deutschland und ganz Europa.“

Vassiliadis betonte: „Die Transformation kann eine echte Chance für gute Industriearbeit sein – aber nur, wenn wir mutig investieren, Infrastruktur und Industriestandorte modernisieren und Jobs weiterentwickeln.“ Dafür müsse die Politik jetzt den Boden bereiten. Gleichzeitig forderte der IG-BCE-Vorsitzende Standorttreue und Investitionen in gute Arbeit von den Unternehmen. Niemand dürfe transformationsbedingt seinen Arbeitsplatz verlieren. Vassiliadis bot den Arbeitgebern in den Branchen der Industriegewerkschaft an, gemeinsame Verpflichtungen zur sozialverträglichen Gestaltung des industriellen Wandels in einem Transformationskodex zu vereinbaren.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Gastredner bei der Eröffnungsfeier im Kuppelsaal, machte deutlich: „Vor uns liegt eine besonders schwierige Aufgabe: Klimaschutz ist zwingend notwendig, darüber kann es keinen Streit geben. Ebenso klar muss aber sein: Deindustrialisierung ist für Deutschland keine Option. Es geht um zahllose Arbeitsplätze. Deswegen wird es zwingend darauf ankommen, dass sich alle gesellschaftlichen Kräfte gemeinsam an den Umbau unserer Wirtschaft machen. Die Gewerkschaften haben dabei eine ganz besondere Bedeutung. Sie vertreten die Interessen von Millionen von Menschen, um deren Existenzgrundlage es geht. Die Transformation unserer Industrie kann nur mit den Beschäftigten und ihren Gewerkschaften gelingen, aber niemals gegen sie.“

Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann, der ebenfalls bei der Eröffnungsfeier sprach, sagte: „Gewerkschaften übernehmen gemeinsam mit den Betriebs- und Personalräten Verantwortung, sie gestalten Zukunft. Tarifverträge schaffen Sicherheit im Wandel. Damit die Transformation der Wirtschaft erfolgreich und sozial gerecht gestaltet werden kann, muss sich die nächste Bundesregierung für eine höhere Tarifbindung und eine Stärkung der Mitbestimmung einsetzen.“

Die Beschäftigten in den Branchen der IG BCE sehen mehrheitlich ebenfalls die Politik in der Pflicht, die Transformation aktiv mitzugestalten. In einer Umfrage unter 1900 IG-BCE-Mitgliedern nach der Bundestagswahl fordern 57 Prozent der Befragten von der neuen Bundesregierung einen grundlegenden Wandel. Zwei von drei Befragten (67 Prozent) gaben an, die Politik müsse finanziell dafür jetzt in Vorleistung gehen und in die Zukunft investieren. Als wichtigste klimapolitische Maßnahmen sehen sie den Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Wasserstoffproduktion ebenso an wie den klimagerechten Umbau der Industriestandorte zu fördern.

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