Chemieunternehmen Schirm

Hunderte im Warnstreik

Zwei Tage lang ging nichts mehr bei dem Chemieunternehmen Schirm in Schönebeck an der Elbe: 48 Stunden lang waren die Beschäftigten im Warnstreik. Heute (1. Februar) hat der nächste, zweitägige Ausstand bei Schirm in Schlutup bei Lübeck begonnen. Weitere Arbeitsniederlegungen folgen in den kommenden Tagen.  

Streik bei Schirm

Montagmittag (29. Januar) war es laut vor dem Werktor des Chemieunternehmens Schirm in Schönebeck: Etwa 170 Beschäftigte versammelten sich mit Rasseln und Fahnen zur Streikkundgebung. Um den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen, legten sie für 48 Stunden ihre Arbeit nieder. Ähnlich sieht es heute (1. Februar) in Schlutup bei Lübeck aus: Seit heute Morgen um 6 sind dort rund 50 Beschäftigte im Warnstreik. 

„Die Arbeitgeber haben die Tarifverhandlungen immer noch nicht ernst genommen.“, sagt IGBCE-Verhandlungsführerin Lina Ohltmann. Im Dezember habe die Gewerkschaft das Scheitern der Tarifverhandlungen für die insgesamt knapp 600 Schirm-Beschäftigten an bundesweit vier Standorten erklärt. Seit Anfang des Jahres ist die Friedenspflicht ausgelaufen und Streiks sind möglich. 

„Bei der letzten Verhandlung im Dezember hatten wir die Tarifeinigung schon auf dem Tisch - bis der Arbeitgeber sein Angebot einfach zurückgezogen hat.  Ein Missverständnis läge vor“, berichtet Ohltmann und unterstreicht: „Unsere Forderung ist angemessen und war zu keiner Zeit missverständlich.“ 

Die IGBCE-Tarifkommission fordert die Erhöhung der Entgelttabellen auf 90 Prozent und der Ausbildungsvergütungen auf 100 Prozent des Flächentarifvertrags der chemischen Industrie.  Zusätzlich sollen die Vergütungen dynamisch an den Flächentarifvertrag der chemischen Industrie gekoppelt werden. Das bedeutet: Steigen die Entgelte in der chemischen Industrie, steigen automatisch auch die Entgelte bei Schirm. Außerdem will die IGBCE die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro netto nur für IGBCE-Mitglieder durchsetzen. 

Ohltmann betont: „Die Kopplung an die Flächentarifverträge der chemischen Industrie – wenn auch auf einem reduzierten Niveau – ist notwendig. Die Beschäftigten verdienen eine vernünftige Vergütung. Und nur mit fairen Vergütungen kann das Unternehmen Fachkräfte gewinnen und halten.“ 

Jan Melzer, IGBCE-Unternehmensbetreuer und Tarifkommissionsmitglied, berichtete beim Streik in Schönebeck: „Die Luft brennt vor Ort! Die Kolleginnen und Kollegen sind stinksauer, dass der Arbeitgeber versucht, sich mit Falschaussagen und Einschüchterungsversuchen einer angemessenen Tarifeinigung zu entziehen.“ 

Wolfgang Endling, IGBCE-Gewerkschaftssekretär und Standortbetreuer in Schlutup, betont: „Es herrscht große Unzufriedenheit! Die Kolleginnen und Kollegen wollen mehr und können nicht nachvollziehen, warum der Arbeitgeber kurz vor Abschluss des Tarifvertrages seine Zustimmung zurückzieht. Das hat die schlechte Stimmung richtig befeuert!“

Das Unternehmen Schirm ist ein Produktionsdienstleister und Lohnfertiger für die chemische und verwandte Industrien und beschäftigt deutschlandweit knapp 600 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. 

Streiks an weiteren Schirm-Standorten folgen in den kommenden Tagen und werden kurzfristig angekündigt.