Symrise

Holzmindener Paradoxon

Der Duft- und Aromenkonzern Symrise erwirtschaftet seit Jahren satte Gewinne und eine Erfolgsgeschichte nach der anderen. Doch die Mitarbeitenden beschäftigt er noch immer zu Konditionen, als würde er tief in der Krise stecken.

Symrise
Foto: © Foto: Picture Alliance/dpa | Swen Pförtner

Symrise

  • Gründung: 2003 (durch Fusion)
  • Rechtsform: AG, mitbestimmt
  • Börsengang: 2006, im Dax seit 2021
  • Börsenwert: 15 Mrd. Euro (Anfang Mai 2023)
  • Umsatz: 20224,6 Mrd. Euro
  • Operativer Gewinn: (EBITDA) 2022922 Mio. Euro
  • Beschäftigte: 12.000 (davon 3300 im Inland)
  • Standorte: Holzminden (Konzernsitz), Braunschweig, Rosenheim, Nördlingen


Bei kaum einem Unternehmen dürfte die Lücke zwischen öffentlicher Bekanntheit und Relevanz fürs Privatleben größer sein als bei Symrise. Den Namen des Dax-Konzerns kennen die wenigsten, doch jede*r kommt täglich in Berührung mit seinen Produkten – mitunter sogar 30-mal am Tag. Beim Essen, Trinken, Zähneputzen, Waschen, bei der Reinigung von Haus oder Kleidung, beim Tierefüttern. Symrise ist der weltweit drittgrößte Hersteller von Aromen, Duft- und Pflegestoffen. Seine Ingredienzien machen oft den entscheidenden Bestandteil eines Produktes aus – doch Lob (oder Tadel) dafür kassieren die Markenartikler, denen Symrise zuliefert und darüber schweigen muss. Die Arbeit im Verborgenen ist Geschäftsmodell – und bis heute auch ein wenig Teil der Unternehmenskultur. Dazu passt die Lage des Unternehmens, versteckt in den Tiefen des Weserberglands. Ausgerechnet in Holzminden, einer Stadt mit 20.000 Einwohner*innen, gab es mit der Bayer-Tochter Haarmann & Reimer und dem Familienbetrieb Dragoco einst gleich zwei traditionsreiche Vertreter dieser Branche – bis 2003 ein Finanzinvestor beide Unternehmen kaufte und zu Symrise fusionierte. 20 Jahre danach ist die Eigentümerschaft breit gestreut und Symrise fest im Dax etabliert.

So schneidet Symrise ab:

Unser Fazit

Symrise ist ein Paradebeispiel für einen „Hidden Champion“. Verborgen im Weserbergland, verborgen hinter großen Namen von Beiersdorf bis Unilever hat sich in den vergangenen Jahren ein Riese der Düfte, Aromen und Wirkstoffe entwickelt, der nicht nur eine erfolgreiche Zukunftsstrategie hat, sondern auch höchst profitabel und wachstumsstark ist. Der süße Duft des Erfolgs umweht den Dax-Konzern seit Jahren.

Umso unverständlicher ist es, dass die Symrise-Beschäftigten bis heute zu Konditionen arbeiten müssen, die alles andere als wohlriechend sind. Seit Jahren dringt die IGBCE auf die Abkehr von alten Krisenvereinbarungen und auf den Eintritt von Symrise in den Flächentarifvertrag. Erste Schritte sind gemacht, doch der Weg zu einem Arbeitgeber­champion ist noch weit.

Das sagt Symrise

Das Unternehmen sieht sich als attraktiver Arbeitgeber „in einer Branche mit Perspektive“. Man biete viele Entwicklungsmöglichkeiten und wolle seine Auszubildenden mehrheitlich übernehmen. Die im Vergleich zur Branche schlechteren Konditionen räumt Symrise ein. Man habe begonnen, die alten Vereinbarungen „regelmäßig einer Revision zu unterziehen und Änderungen mit Augenmaß vorzunehmen“.