Kundgebung bei Goodyear

„Setzen auf Erhalt der Reifenproduktion“

Bei der öffentlichen Protestkundgebung „Arbeitsplätze erhalten – Zukunft gestalten“ setzten Goodyear-Beschäftigte gemeinsam mit Menschen aus Fürstenwalde und Umgebung ein starkes Zeichen für den Erhalt der Reifenproduktion am Standort. Aufgerufen hatte dazu die Reifengewerkschaft IGBCE.

Kundgebung bei Goodyear in Fürstenwalde
Foto: © Susanne Schneider-Kettelför

Bei der öffentlichen Protestkundgebung „Arbeitsplätze erhalten – Zukunft gestalten“ setzten am Montagmittag, den 4. März, viele Goodyear-Beschäftigte gemeinsam mit Menschen aus Fürstenwalde und Umgebung ein starkes Zeichen für den Erhalt der Reifenproduktion am Standort. Aufgerufen hatte dazu die Reifengewerkschaft IGBCE gemeinsam mit den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten.

Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hatte sich Mitte November vergangenen Jahres umgehend persönlich eingeschaltet, als die Goodyear-Unternehmensleitung ihre Schließungspläne für die Reifenproduktion am Traditionsstandort Fürstenwalde für alle Seiten vollkommen überraschend veröffentlichte. Er gab auf der Kundgebung Einblick in den Stand seiner Gespräche mit dem Unternehmen.

Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg: „Ich versichere Ihnen, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um diesen industriellen Traditionsstandort auch langfristig zu sichern. Eine Schließung Goodyears wäre ein tiefer Einschnitt für die Region. So weit wie es uns möglich ist, werden wir uns gemeinsam mit den Sozialpartnern und dem Unternehmen dafür einsetzen, um den Menschen vor Ort eine Perspektive und Planungssicherheit zu geben.“

Die Goodyear-Pläne werden auch auf Bundesebene der Politik als Alarmsignal aufgefasst und stoßen auf Widerstand. Mathias Papendieck ist direkt gewählter Abgeordneter für den Landkreis Oder-Spree im Bundestag. Er setzt alles daran, für die gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Reifenwerks eine Arbeitsperspektive sicherzustellen. Mathias Papendieck, Bundestagsabgeordneter mit Direktmandat für den Landkreis Oder-Spree: „Die Kolleginnen und Kollegen des Reifenwerks sollen die Gewissheit haben, dass wir weiterhin mit dem Arbeitgeber im Gespräch sind, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

Die Reifengewerkschaft IGBCE ist nahezu täglich vor Ort und steht dem Betriebsrat eng bei den Sozialplanverhandlungen zur Seite, auf die das Unternehmen trotz parallel stattfindender Gespräche mit der Politik bestanden hatte. Bei der Protestkundgebung trat der stellvertretende Landesbezirksleiter Boris Loew auf, der zuvor lange im IGBCE-Bezirk Mark-Brandenburg tätig war und die Region aufs Beste kennt.

Boris Loew, stellv. Landesbezirksleiter der IGBCE Nordost: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Goodyear in Zeiten des Fachkräftemangels einen Traditionsstandort mit exzellent ausgebildeten Fachkräften dichtmachen will. Dieses Know-how darf nicht aufgegeben werden! Die Unternehmenspläne machen die Mobilitätsindustrie von langen Lieferketten und Transport-Risiken abhängig. Uns fehlt jedes Verständnis dafür, dass sich mit Tesla eine Automobilproduktion im nur 20 km entfernten Grünheide befindet – und der Reifenproduzent Goodyear keine strategische Geschäftsbeziehung dahin aufgebaut hat. Wir fordern Bewegung in den Verhandlungen, die zu einem Weiterbetrieb führen – mit Goodyear und im Zweifel auch mit anderen Eignern. Wir setzen auf den Erhalt der Reifenproduktion in Fürstenwalde!“

Betriebsratsvorsitzender Peter Weiser steht seit Ankündigung der Schließungspläne durch das Unternehmen im Zentrum des Geschehens. Er führt von Betriebsratsseite aus die Sozialplanverhandlungen.

Peter Weiser, Betriebsratsvorsitzender am Goodyear-Standort Fürstenwalde: „Verständnis für die Entscheidung der Geschäftsführung können wir Betriebsräte

immer noch nicht entwickeln. Es ist für uns immer noch nicht zu 100 Prozent nachvollziehbar, warum diese so gefällt wurde. Ab jetzt müssen wir aber zweigleisig fahren, für die Belegschaft das Bestmögliche verhandeln und weiterhin versuchen, in Zusammenarbeit mit Politik und Gewerkschaft den Standort zu retten.“

Auf der Bühne trat Evelyn Berger, Geschäftsführerin des DGB Ostbrandenburg, für die Region auf. Die Bedeutung des Goodyear-Werks für die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt unterstrich Matthias Rudolph, Bürgermeister von Fürstenwalde. An der Kundgebung beteiligten sich zahlreiche Menschen aus Fürstenwalde.

Karin Peisker, stellv. Vorsitzende der Ortsgruppe Fürstenwalde der IGBCE: „Die Reifenproduktion ist ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft in unserer Stadt. Unzählige Familien haben dort ihre Beschäftigung. Ich selbst habe fast 50 Jahre im Werk gearbeitet, bin mit dem Standort durch alle Höhen und Tiefen gegangen und war zuletzt lange in verantwortlicher Position tätig. Diese jahrzehntelange Zugehörigkeit gilt für viele in unserer Ortsgruppe und in der Stadt. Das Werk hat Fürstenwalde geprägt. Wir werden alles dafür tun, dass eine Lösung gefunden wird und die Reifenproduktion Bestand hat!“