"Gewerkschaft ist eine Heimat für mich"

Petra Reinbold-Knape hat es genau ausgerechnet: Wenn auf dem Gewerkschaftskongress der IG BCE Birgit Biermann zu ihrer Nachfolgerin im geschäftsführenden Hauptvorstand gewählt wird, ist sie seit genau 15.549 Tagen für ihre Gewerkschaft tätig.

Petra Reinbold-Knape - Michael Vassiliadis

Michael Vassiliadis dankt Petra Reinbold-Knape für ihre erfolgreiche Arbeit.

Foto: © Kai-Uwe Knoth

Rund 42 Jahre sind das, sechs davon war sie Mitglied im geschäftsführenden Vorstand, zuständig für  Bildung, Arbeitsmarkt und Diversity. Die 62-Jährige trat beim Kongress nicht für eine weitere Amtszeit an. In den Ruhestand verabschiedet sie sich aber noch nicht: Unter anderem wird sie künftig Vorsitzende der August-Schmidt-Stiftung, die sich um Beihilfen für die Waisen von Beschäftigten aus dem Organisationsbereich der IG BCE kümmert.  

Als Reinbold-Knape ihre Ausbildung zur Bürogehilfin in einem Kasseler Chemieunternehmen machte, trat sie in die damalige IG Chemie-Papier-Keramik ein. Es folgte ein Werdegang, der sich sehen lassen kann: Nach einigen Jahren als Verwaltungsangestellte in der Hauptverwaltung der IG Chemie-Papier-Keramik in Hannover bildete sie sich weiter zur Gewerkschaftssekretärin, war von 1997 bis 2007 stellvertretende Bezirksleiterin und Bezirksleiterin in den Bezirken Hamm sowie Recklinghausen und rückte 2007 zur Leiterin des Landesbezirks Nordost der IG BCE auf. Im Juli 2015 schließlich wurde sie in den geschäftsführenden Hauptvorstand gewählt. 

Diese Laufbahn mache sie schon stolz, sagt Petra Reinbold-Knape, die auch seit langen Jahren Mitglied der SPD ist. Vor allem aber sei sie dankbar, „dass die Organisation mir die Chance und den Raum gegeben hat, mich so zu entwickeln“. Die IG BCE könne stolz darauf sein, „solche Biografien und Lebensläufe zu ermöglichen“. Auch als sie zwischendurch einen Sohn (heute 31) bekommen habe, hätten die Kolleginnen und Kollegen sie unterstützt. „So was geht nur, wenn die Organisation und natürlich die Familie das mitmachen“, weiß sie.  

Besonders beeindruckt habe sie im Rückblick, wie die Kollegen und Kolleginnen aus dem Bergbau mit dem Verlust ihrer Arbeit und ihrer Branche umgegangen seien. „Mit Würde und erhobenen Hauptes haben sie das solidarisch getragen.“ Vermissen werde sie künftig vor allem die vielen Menschen, mit denen sie in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet habe, das Gefühl, „ins Haus zu kommen und hier auch zuhause zu sein. Diese Gewerkschaft ist auch eine Heimat für mich.“