Letzter Tag der Bundesjugendkonferenz

„Die großen Herausforderungen gemeinsam meistern“

Am letzten Tag der Bundesjugendkonferenz ging es noch einmal um große Themen: Die Delegierten beschlossen Anträge zu Antifaschismus und sozialer Gerechtigkeit.

BuJuKon 21 Bühne 4
Foto: © Christian Burkert

Der dritte und letzte Konferenztag begann mit der Bestätigung des neuen Bundesjugendausschusses (BuJa). In kurzen Videos stellten sich die neuen Mitglieder des BuJa den Delegierten vor, sprachen über ihr bisheriges Engagement in der Gewerkschaftsjugend und ihre Ziele für die Arbeit im Jugendgremium der IG BCE. Der BuJa besteht aus 16 Mitgliedern der Landesbezirke, dem Vorstandsmitglied Francesco Grioli sowie dem Bundesjugendsekretär Philipp Hering. Dieser freut sich auf die anstehende Zusammenarbeit, denn zu tun, gibt es genug, wie die Fülle an Konferenzthemen eindrucksvoll zeigte: „Es geht jetzt darum, die großen Herausforderungen gemeinsam anzugehen und zu meistern.“

Bevor man einen neuen Bundesjugendausschuss bestätigen kann, muss erst der alte verabschiedet werden. Dies fand am Abend des zweiten Konferenztages in digitaler Form statt, soll aber in Präsenz in einem würdigen Rahmen noch einmal nachgeholt werden. IG-BCE-Vorstandsmitglied Grioli blickte bei der Verabschiedung zurück auf die letzten Jahre, würdigte die hervorragende Arbeit des Bundesjugendausschusses und sprach den Mitgliedern großen Dank für ihr Engagement aus.

Soziale Gerechtigkeit und Antifaschismus im Fokus

Mit Engagement und Einsatz ging es dann auch am letzten Konferenztag in die inhaltliche Antragsdebatte. Der Themenblock zur Sozialpolitik stand unter Leitmotiv der sozialen Gerechtigkeit: Die IG-BCE-Jugend fordert mehr bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende und Dual-Studierende, sowie weniger Zugangshürden beim Bafög und der Berufsausbildungsbeihilfe. Die Delegierten stimmten dafür, sich für eine Erhöhung des Alters für den Kindergeldanspruch einzusetzen, der bisher bis zum 25. Lebensjahr gilt. Auch der Sozialstaat soll laut der Jugend in dem Sinne reformiert werden, dass das Zwei-Klassen-System abgelöst wird durch eine Bürgerversicherung. Ein weiterer Antragsblock betraf innergewerkschaftliche und strategische Organisationsaspekte. Die beschlossenen Forderungen reichten von einer stärkeren Zuwendung und Kooperation mit Hochschulen über mehr Diversität in den eigenen Gremien bis hin zu E-Tankstellen vor den Gewerkschaftshäusern. Konferenzbeschlüsse sollen zukünftig digitalisiert, moderne Kommunikationsmöglichkeiten implementiert und Jugendseminare nachhaltiger werden.

Zum Abschluss der Konferenz befasst sich die IG-BCE-Jugend mit dem Bereich „Antifaschismus“, ein Thema, das zur DNA der IG BCE und ihrer Jugend gehört. Es war ein sehr emotionaler Moment als man zu Beginn des Antragblocks an das junge IG-BCE-Mitglied erinnerte, das Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau wurde. Im Leitantrag „Rechtsextremismus und Faschismus bekämpfen – für eine solidarische Gesellschaft“ beschlossen die Delegierten eine verstärke Kooperation mit Organisationen, die sich gegen Faschismus und Rassismus engagieren, aber sie fordern auch, das eigene Engagement zu intensivieren: „Jegliche Form des gesellschaftlichen und politischen Widerstandes gegen einen Rechtsruck in der Bundesrepublik Deutschland, wie auch in Europa, muss wachsen und wir sind gefordert, unsere organisatorische Macht noch stärker einzubringen!“ Ob NSU, Halle, Hanau oder der Mord an Walter Lübcke – Rechtsextremismus stelle eine tödliche Gefahr dar und bedrohe den gesellschaftlichen Zusammenhalt, heißt es in der Begründung. Diese Taten würden in einem vergifteten Klima gedeihen, das von der AfD geschürt werde. Auch Gewerkschaften seien immer öfter Ziele rechtsextremer Angriffe. Konkret beschloss die Bundesjugendkonferenz daher, Mitglieder zu motivieren, gemeinsam, solidarisch und aktiv an antirassistischen Veranstaltungen und Demonstrationen teilzunehmen. Darüber hinaus werde man sich dafür stark machen, den Betrieb als Handlungsfeld zu nutzen und Antirassismus als festen Bestandteil der Ausbildung zu implementieren. Die Erinnerungskultur und das Gedenken an die NS-Zeit sollen zum Beispiel durch Gedenkstättenfahrten und Stolperstein-Aktionen noch stärker Teil gewerkschaftlicher Aktivitäten werden. Die IG-BCE-Jugend beschließt des Weiteren, den gewerkschaftlichen Verein gegen Rassismus, „Mach meinen Kumpel nicht an!“ (mit dem Logo der Gelben Hand), zukünftig noch stärker in die eigene Arbeit und auf Veranstaltungen einzubinden sowie die Gelbe Hand als gewerkschaftliches Symbol gegen Rechts in die Ausbildungsbetriebe zu tragen. Von der Bundesjugendkonferenz ging - gerade im Jahr einer Bundestagswahl - ein starkes Signal gegen Rassismus, Antisemitismus, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus aus.

Zeichen der Beteiligung

Danach folgten die Schlussworte des Bundesjugendsekretärs Philipp Hering, der nach drei intensiven Konferenztagen, spannenden, fachkundigen Debatten und zukunftweisenden Beschlüssen, die Delegierten verabschiedete. Patricia Weber aus dem Landesbezirk Westfalen war die drei Tage in Hannover vor Ort und zieht ein positives Fazit: „Es war super organisiert, die Leute waren die ganze Zeit fleißig dabei und auch die inhaltlichen Debatten waren sehr cool.“ Natürlich sei es in Präsenz schöner, allein schon wegen der Vernetzung und des Austauschs. Sich alle vier Jahre zusammenzutun und Themen zu diskutieren, sei immer ein wichtiges Zeichen der Beteiligung. Im Fokus stand dieses Jahr die Ausbildungskrise. Auch für die 25-jährige Lacklaborantin ist das eine zentrale Herausforderung: „Das betrifft uns direkt. Ich bin selbst IG-BCE-Mitglied während der Ausbildung geworden. Hier müssen wir als etwas machen, hier müssen wir selbst aktiv werden – das ist unser Handlungsfeld.“

Insgesamt hat die Jugend gezeigt, dass sie trotz widriger Corona-Umstände organisatorisch und inhaltlich in der Lage ist, eine solche Konferenz umzusetzen. Die IG-BCE-Jugend bringt sich lautstark in ihre Gewerkschaft ein, sie gestaltet aktiv Ausbildung, Arbeit sowie die Gesellschaft von morgen im Sinne der jungen Generation – mit Kompetenz und mit einer Leidenschaft, die sogar trotz digitaler Umstände in jeder Phase zu spüren war. Ganz im Stile wahrer Super-Held*innen.