Für die Jugend
Gute Jugendarbeit wird vor allem auch vor Ort von den Jugend- und Auszubildendenvertretungen geleistet. Jetzt stehen sie wieder zur Wahl.
DGB-Jugend

Sie sind hervorragend organisiert, knüpfen Netzwerke, stehen bei wichtigen Gesprächen zur Seite und führen junge Menschen an gewerkschaftliche Themen heran: Die Jugend- und Auszubildendenvertreter (JAV) machen in den Betrieben einen wichtigen Job. Und jetzt, im Herbst, stehen sie zur Wahl. Gefragt sind tausende Auszubildende auch in den Betrieben der IG-BCE-Branchen.
Im Herbst 2016 trifft Leandra Gutsche, damals noch Industriekauffrau in Ausbildung, eine Entscheidung; sie trägt sich in die Kandidatenliste für die JAV bei Ardagh in Nienburg ein. Die Ardagh Group mit Sitz in Dublin produziert Glas- und Metallverpackungen. In Deutschland gibt es acht Glasstandorte und zehn Metallwerke. Nienburg fertigt Glasprodukte und bildet auch im kaufmännischen Bereich aus. In den JAVen der Ardagh-Niederlassungen waren die Auszubildenden im gewerblich-technischen Bereich deutlich vertreten. »Mich interessierte ein stärkerer Austausch zwischen technischen und kaufmännischen Ausbildungsgängen«, sagt Gutsche. Mehr Verzahnung, mehr Kommunikation – auch deshalb sei sie in der Jugendvertretung dabei. Jetzt steht sie wiederum vor einer Entscheidung: Lässt sich Gutsche, seit 2017 ausgelernt, wieder als Kandidatin aufstellen?
Stichwort: Nachhaltigkeit
Helge Krückeberg

Inzwischen betreut Gutsche nicht nur den Nienburger Standort; sie ist seit einiger Zeit Konzern-Jugendvertreterin und steht damit den JAVen der deutschen Ardagh-Werke vor. Die Konzern-JAV (KJAV) vertritt insgesamt 150 Auszubildende. Mehrmals im Jahr treffen sich die verschiedenen Ardagh-JAVen in einem Betrieb. Die jeweiligen Auszubildenden
werden zu den Versammlungen eingeladen. Dann kommen Themen auf den Tisch, die die jungen Leute besonders interessieren. Es geht um Kommunikation in Betrieben, um Arbeitssicherheit, um die Übernahmeregelungen.
Ein Dauerthema: der demografische Wandel. Fachkräftemangel, Probleme beim Finden von Nachwuchs oder hohe Altersstruktur in den Betrieben – das kennt man auch bei Ardagh. Die KJAV recherchierte dazu in den eigenen Werken. "In der nächsten Wahlperiode tauschen sich die Jugendvertreter dann mit Personalentwicklern aus", sagt Gutsche. Es geht um Lösungen, die auch den Auszubildenden zugutekommen.
Stichwort: Zukunft
Frank Rogner

Wandel legten sich GJAV und Gesamtbetriebsrat mächtig ins Zeug. "Currenta braucht gute Leute", betont Heisterkamp eines der wichtigsten Argumente. Die Folge: Aus den letzten zwei, drei Abschlussjahrgängen wurden alle Auszubildenden übernommen, die bei Currenta bleiben wollten.
Digitalisierung und Arbeit 4.0: Bei Currenta werden inzwischen alle Auszubildenden
mit Tablets ausgestattet, Nachschlagewerke und Ausbildungsnachweise werden in einer Cloud gespeichert. Auch das ist ein Erfolg der JAVis, wie sich die Jugendvertreter selbst nennen, und des Gesamtbetriebsrats. Über Begehungen in den Standorten stellen die Jugendvertreter zudem sicher, dass die Ausbildung gut läuft und die Bedingungen
stimmen. Und ganz wichtig: »Wir haben viele junge Leute, die Bock auf die Jugendvertretung haben.« Allein Uerdingen stellt fünf JAVis. Aber dort und in den anderen Chemieparks gibt es zur anstehenden Wahl mehr als doppelt so viele Kandidaten. Auch Nachrücker stehen bereit, wenn ein Jugendvertreter eine JAV verlässt.
Stichwort: Erreichbarkeit
Frank Rogner

wir gemeinsame gewerkschaftliche Aktivitäten organisieren" sagt Hafkemeyer. Hafkemeyer und die anderen zehn JAVis betreuen die neuen Jahrgänge vom ersten Moment an. Sie begleiten sie bei Einführungsfahrten, stellen ihre Arbeit vor und informieren über gewerkschaftliche Themen. Auch bei Evonik seien die Auszubildenden zu über 90 Prozent bei der IG BCE. Die JAV bindet die Auszubildenden auch bei eigenen Aktionen ein, etwa rund um die Tarifverhandlungen in der Chemiebranche oder bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus im März dieses Jahres unter dem Motto "#buntistgeil". Das Tagesgeschäft sind oft ganz persönliche Gespräche mit Auszubildenden. Es geht dann um Altersvorsorge, Verbesserungsvorschläge für die Ausbildung, um Begleitung in schwierigen Phasen. Die JAVis sind oft die ersten Menschen, denen Auszubildende ihre Sorgen anvertrauen. "Unser Büro", sagt Hafkemeyer, "ist möglichst immer besetzt."
Laura Hafkemeyer kandidiert auch in diesem Jahr wieder. "Wenn du einmal anfängst, bleibst du dabei", sagt sie. Es wird ihre letzte Wahlperiode sein; mit 24 darf sie noch einmal antreten. Und Leandra Gutsche? Die Nienburgerin hat sich entschieden; auch sie ist noch einmal dabei. Die Jugendvertretung, findet sie, sei eine herrlich nachhaltige Sache. "Es macht einfach Spaß."